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Feind der Feuerwehr, Solartechnik

Datum: 00:41 - 13.07.2009

Solartechnik auf dem Dach setzt Löschwasser unter Strom

Die kleinen Kraftwerke stehen nach wie vor hoch im Kurs: Fotovoltaikanlagen. Nicht nur bei privaten Hausbesitzern. Auch Stadt- und Kreisverwaltungen, Kliniken und Kirchen meinen es gut mit der Umwelt und freuen sich zusätzlich über die Vergütung, die es für jede Kilowattstunde Strom, die ins Netz eingespeist wird, gibt. Dafür investieren sie in die Module auf dem Dach, die aus (Sonnen-)Licht Strom produzieren.

Wenig beliebt sind die Solaranlagen inzwischen bei Feuerwehrleuten: Wenn es brennt, die Flammen lichterloh aus dem Dach schlagen, muss es schnell gehen, um größere Schäden zu verhindern. Eigentlich. Nur: Dabei sind die Module nicht nur im Weg – sie stellen für die Wehrleute auch eine erhebliche Gefahr da.

„Künstliche Nacht” ohne Effekt
Die Anlagen lassen sich nicht abschalten, sondern nur von der Einspeisung trennen. Der Effekt: Die Module produzieren ungehindert weiter Strom. „Selbst bei wenig Licht”, berichtet Klaus Schäfer, Leiter des Instituts für Feuerwehr- und Rettungstechnologie (IFR) der Feuerwehr Dortmund. Auch nachts ist das Problem nicht gelöst: Die Einsatzstellen müssen ausgeleuchtet werden. „Da kommen schnell mehrere tausend Watt Licht zusammen”, erklärt Schäfer. Die Lichtmenge reicht aus, um die Fotovoltaikanlagen an die Arbeit zu bringen: Sie stehen unter Spannung.

Fehlgeschlagen sind Versuche, eine „künstliche Nacht” zu produzieren. Dabei sollte Löschschaum wie eine dicke, weiße Decke die Module abschirmen. Der Lichteinfall durch den Schaum reichte aber immer noch für die Stromproduktion aus. Und: Die Platten, mit glatter Oberfläche, sind meist schräg angebracht; der Schaum rutschte vielfach ab.

Baggern statt Löschen
Der jüngste Fall: Im Landkreis Steinburg (Schleswig-Holstein) meldet ein Anrufer über Notruf einen Feuerschein in der Nacht. Vor Ort stellen die Einsatzkräfte der Feuerwehr fest: Eine Lagerhalle voller Stroh steht lichterloh in Flammen. Auf dem Dach der Halle ist eine Fotovoltaikanlage installiert. Statt sofort zum Schlauch zu greifen und Wasser auf die Flammen zu geben, beschränken sich die Löscharbeiten zunächst darauf, ein Übergreifen der Flammen auf ein angrenzendes Waldstück zu verhindern. Nach einer Fachberatung per Telefon durch eine Sicherheitsbeauftragte der Kreisfeuerwehr entscheidet die Einsatzleitung: Keine direkten Löscharbeiten, bis das Gebäude durch einen Bagger eingerissen ist.

Abstand halten, den Wasserstrahl „zu einem Tropfennebel verwirbeln”, um die Leitfähigkeit zu unterbrechen: Das ist aktuell die Maxime für die Wehrleute.

Löschwasser unter Spannung
Gefahren gehen aber nicht nur unmittelbar von der Anlage auf dem Dach und der Leitung zum Gleichrichter im Keller aus, durch das bis zu 1.000 Volt Gleichstrom fließen. „Löschwasser, das im und aus dem Haus fließt, kann unter Spannung stehen”, zählt Klaus Schmidt auf; den Helfern droht ein Stromschlag. Muss das Dach abgedeckt werden, weil sich gefährliche, aufgeheizte Brandgase sammeln, muss das Werkzeug isoliert sein.

Um Schadensbegrenzung ist derweil der Landesfeuerwehrverband NRW bemüht: In einem Arbeitskreis sitzen Feuerwehrangehörige und Vertreter der Provinzial-Versicherungen Westfalen und Rheinland zusammen, um Empfehlungen für Einsatzkräfte im Umgang mit den Anlagen zusammenzustellen. Damit soll sowohl das Risiko für die Helfer, durch einen Stromschlag verletzt zu werden, verringert, als auch der Einsatzablauf verbessert werden.

„Frühestens in einem Vierteljahr”, kündigte Walter Jonas vom Landesfeuerwehrverband in Königswinter gestern gegenüber der WR an, soll eine Handreichung für die örtlichen Feuerwehren fertig sein. Zwei Ausführungen soll es geben: eine ausführliche für Schulungszwecke und eine Kurzübersicht – damit's schnell geht – für den Einsatz.


Quelle
http://www.derwesten.de/na....html

Artikel verfasst am 00:41 - 13.07.2009 von Manuel Weiser

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